Die Bilder von Alberto Jerez in aller ihrer Farbigkeit und Plakativität sind Schatten-Spiele der kolumbianischen Wirklichkeit.
Kolumbien ist die Heimat des Künstlers. Auch wenn er seit 20 Jahren in Deutschland lebt und arbeitet, lässt ihn dieses Land, seine Menschen und vor allem seine Tragik nicht los.
Ein Land in einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg, ein Land zwischen Gewalt und Hoffnung, ein Land voller Reichtümer, ein Land der Begehrlichkeiten
Ein Land stellvertretend für viele Länder, Regionen dieser Erde – ausgebeutet, im Krieg, an den Rand gedrängt, vergessen
Kolumbien steht für viele Gegensätze – für Schönheit und Grausamkeit, für Ausweglosigkeit und Hoffnung, für Täter, Opfer und mutige Menschen, für Gewalt und gewaltfreier Widerstand, …
Dieser Bilderzyklust entstand während den letzten 5 Jahren unter der Überschrift „Gedächtnisbilder – Erinnerungsbilder“.
Ein Widerspruch? – Silhouetten, menschlich anmutenden Formen, eher abstrakt, ohne Gesichter, ohne individuelle Züge. Wie können sie Erinnerung tragen?
In gewisser Weise sind sie wie Platzhalter:
Sie stehen für Namenlosen, die von ihren Feldern, ihrer Heimat vertrieben wurden, für die in Kriegen getöteten, für die Menschen ohne Geschichte am Rand der Megastädte. N.N. Menschen, an die sich die große Geschichte nicht erinnert, die scheinbar keine Rolle spielen, die man wie Spielfiguren verrücken oder auch umwerfen oder aus dem Spiel nehmen kann.
Sie stehen stellvertretend für alle in der Welt mit diesem Schicksal des Ausgeliefertseins
Sie stehen aufrecht im Strom der Zeit – nicht Opfer sondern Zeugen
Sie stehen für Menschen, die nicht aufgeben, für Menschen im Widerstand
Sie stehen für den Traum von einer besseren Zeit
Sie stehen für uns
Es sind wir, die den Silhouetten Gesichter und Geschichte geben, dann wenn wir uns erinnern, wenn wir ihre Geschichte weitererzählen, wenn wir sie nicht vergessen: hier und überall.
Es sind wir, die wir die Farben zum Leuchten bringen und das Licht der Hoffnung aufscheinen lassen, wenn wir uns den Schatten stellen.