+++ Berlin +++
Erfahrungsberichte zur indigenen Verteidigung von Territorium und Autonomie sowie zur Schulbildung. Menschenrechtslage verbessert?
Es berichten Ursula Klesing-Rempel, Rita Trautmann und Dr. Ilse Schimpf-Herken.
Aus anderer Perspektive: Daniel Kempken
Der kritische Blick: Vor einem Jahr wurde Berta Cáceres, eine indigene Aktivistin und politische Visionärin, in Honduras ermordet. Seitdem hat sich die ohnehin schlechte Menschenrechtslage verschärft. Davon lassen sich indigene Bewegungen nicht einschüchtern, denn ihr Widerstand gegen die neoliberale Politik ist ein Kampf um ihre Existenz. Aber auch Lehrer*innen zeigen auf ihre Weise in der Schulbildung Alternativen gegen Gewalt und Unterdrückung. Das solidarische Netzwerk HondurasDelegation und das Paulo-Freire-Institut berichten von ihren Begegnungen mit den Menschen im Widerstand.
Mit dem Putsch von 2009 ist Honduras wieder auf neoliberalen Kurs gebracht. Eine investorenfreundliche Politik öffnet seither dem Ausverkauf natürlicher Ressourcen die Tore. Besonders betroffen ist hiervon die indigene Bevölkerung, deren Kosmovision und kollektive Besitztitel nicht in eine auf Privatisierung basierende Wirtschaft passt. Landgrabbing und Ressourcenraubbau auf Kosten der indigenen und ländlichen Bevölkerung findet man überall in Lateinamerika. Honduras ist ein Beispiel, jedoch ein besonderes. Das über lange Zeit unbeachtete Land hat eine der höchsten Mordraten weltweit. Über Jahrzehnte hinweg existieren ein erschreckendes Maß an Straflosigkeit und extreme Korruption.
Wo stehen die sozialen und indigenen Bewegungen heute? Wofür setzen sie sich ein? Welche Rolle spielen Indigene in der honduranischen Gesellschaft? Die Referentinnen bereisten Honduras Ende 2016 und erlebten eine beeindruckende Zivilgesellschaft, mutige Aktivistinnen und engagierte Lehrerinnen. Am Beispiel der indigenen Tolupanes und Lenca zeigen sie, wie der Widerstand der indigenen Bevölkerung aussieht. Wie Schulbildung von unten anders gestaltet werden kann, wird an einem Beispiel aus dem Westen des Landes erzählt.
Traurige Aktualität: Am 17. Februar 2017 wurde erneut ein führendes Mitglied der indigenen Gemeinschaft der Tolupanes ermordet. amnesty international reiht Honduras in ihrem neuesten Report weiter in die Länder mit schweren Menschenrechtsverletzungen ein.
Rita Trautmann arbeitet seit vielen Jahren zu und in Honduras, ist Mitgründerin des Berliner Menschenrechtskollektivs CADEHO, ist engagiert in der HondurasDelegation und im Paulo Freire Institut Berlin. Ursula Klesing-Rempel lebte 16 Jahre in Mexiko, in diesen war sie sieben Jahre für den Deutschen Volkshochschul-Verband DVV International tätig und dabei auch für Projekte in Zentralamerika zuständig. Dr. Ilse Schimpf-Herken gründete das Paulo Freire Institut Berlin und ist in der internationalen Erwachsenenbildung aktiv.
Podiumsteilnehmer Daniel Kempken hat als langjähriger stellvertretender Botschafter und Zuständiger für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit einen etwas anderen Blick auf das Land als die zuvor genannen Referentinnen. Er sieht Fortschritte in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und auch staatliches Bemühen, die Menschenrechtssituation zu verbessern. Für ihn ist ein verbesserter Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft die zentrale Herausforderung.
Einlass ist zwischen 18 Uhr 45 und 19 Uhr 15. Der Eintritt ist frei, Spenden sind hoch willkommen!